Unterrichtsplanung und Gestaltung von Lernsituationen

In diesem Seminar werden Sie sich mit Ideen und Konzepten für die Planung und Gestaltung berufspädagogisch fundierter Lehr-Lernarrangements auseinandersetzen. Gemeinsam mit Kommiliton*innen werden Sie in Kleingruppen selbst eine konkrete Unterrichtseinheit bzw. ein Lehr-Lernprojekt entwickeln und ausgewählte Aspekte daraus im Seminar live mit allen Teilnehmer*innen in der Rolle der Lernenden erproben. Der Planungs- und Gestaltungsprozess wird während der Seminarzeit aktiv begleitet. Das Seminar umfasst einen hohen Anteil selbstgesteuerter bzw. in Kleingruppen organisierter Lernzeit. So ist an einem Großteil der Seminartermine ein zeitlich umfangreichen Block eingeplant, indem Sie in Kleingruppen ihre Arbeit vertiefen können. Für diese Arbeitsphasen stehen Ihnen stets Break-Out-Sessions im Zoom-Raum und andere digitale Werkzeuge zur Verfügung. Über die Seminarzeit hinaus wird jedoch auch erwartet, dass Sie ihre Zusammenarbeit in Kleingruppen selbstständig organisieren.

Formale Einführung in das Modul bzw. das Seminar

Die von Ihnen zu entwickelnden zentralen Ergebnisse des Seminars sind:

  1. Planung und Gestaltung einer konkret umgesetzten Unterrichtseinheit bzw. Lehr-Lernprojekt zu einem ausgewählten Themenbereich pro Kleingruppe, unterstützt durch eine digitale Lernumgebung. Zielgruppe: Auszubildende in der Berufl. Bildung / Lernende in der Pflege.
  2. Ein didaktischer Kommentar zur Unterrichtseinheit. Zielgruppe: Pädagog*innen / Lehrkräfte.

Beide Ergebnisse werden nachfolgend im Detail beschrieben.

Planung und Gestaltung der Unterrichtseinheit / des Lehr-Lernprojekts mit dem „Aufgaben-Manager“ (online erstellt)

Der Aufgaben-Manager ist ein digitales Werkzeug zur Planung, Durchführung und Reflexion von Unterrichtssequenzen, Lehr-Lernprojekten, Lernarrangements usw. in der Beruflichen Bildung. Im Seminar werden Sie den Aufgaben-Manager (kurz: AM) für die Entwicklung und Erprobung konkreter Unterrichtseinheiten bzw. für die Gestaltung von Lehr-Lernprojekten nutzen. Mit dem Aufgaben-Manager erstellen Sie eine Lernumgebung, mit dieser der Unterricht digital gestützt werden kann. Dabei orientieren Sie sich inhaltlich-strukturell an bekannten und handlungsleitenden Ordnungsmitteln pflegerischer Ausbildung (vgl. Bremer Curriculum nach Darmann-Finck/Muths)

Ihre Unterrichtseinheit und die dazugehörige mit dem Aufgaben-Manager entwickelte Lernumgebung umfasst dabei obligatorisch folgende Aspekte:

  • Situationsorientierte Fall- bzw. Szenariobeschreibung
  • Ganzheitliche, prozess- und kompetenzorientierte Konzeption der Lernsituation
  • Konzeption von Interaktions- und Lernpfaden im Aufgaben-Manager für Lernende
  • Illustrative Aufbereitung für Lernende (z.B. durch Abbildungen, Bilder, Symbole usw.)
  • Recherche und Zusammenstellung von Lernmaterialien und ergänzenden, multicodierten Informationen
  • Entwicklung von strukturierenden Teilthemen / Teilschritten der Lernsituation
  • Einbindung ergänzender (im Idealfall lizenzrechtlich unbedenklicher) Materialien
  • Einarbeitung des Feedbacks der Erprobung / des Tests im Seminar

„Finale“ Fertigstellung / Abgabe: Bis zum Präsentationstermin der Gruppe.

Zentrales Ergebnis: Im Aufgaben-Manager verfügbare Lernsituation

zum Aufgaben-Manager

Didaktischer Kommentar für Pädagog*innen / Lehrkräfte (Word / PDF-Dokument)

Die im Aufgaben-Manager entwickelte Lernsituation wird von Ihnen nicht nach Gutdünken, sondern selbstverständlich nach wissenschaftlichen Grundlagen und berufs- sowie medienpädagogisch fundiert entwickelt. Ihre didaktischen Entscheidungen, die Sie bei der Planung und Gestaltung der Lernsituation treffen, gilt es in einem didaktischen Kommentar darzulegen. Der didaktische Kommentar ist quasi das pädagogische Handbuch zu ihrer im Aufgaben-Manager entwickelten Lernumgebung und zur didaktischen Konzeption ihrer Unterrichtseinheit / ihres Lehr-Lernprojekts. Andere Pädagog*innen / Lehrkräfte sollen mit der Kombination aus der im Aufgaben-Manager entwickelten Lernumgebung und Ihrem dazu gehörenden didaktischen Kommentar alle nötigen Informationen zur Verfügung haben, die Unterrichtseinheit ggf. auf andere Lerngruppen mit anderen Schwerpunkten transferieren und dort durchführen bzw. nutzen zu können. Die Eckpfeiler Ihres didaktischen Kommentars dienen in diesem Fall als Leitplanken dieser Transferleistung. Bedenken Sie also, dass das Endprodukt des didaktischen Kommentars (als digitales Text-Dokument) als eine Art Anleitung für Lehrkräfte gedacht ist, die mit Ihren Ideen und Konzepten einen eigenen Unterricht gestalten wollen!

Ihr didaktischer Kommentar umfasst obligatorisch folgende Aspekte:

  • Deckblatt: Angaben zu Mitgliedern der Kleingruppe (inkl. Matr.-Nr., Mail-Adresse etc.), Titel der Lernsituation, Link zur Lernsituation als QR-Code / bzw. Link
  • Einleitung: Hinführung zum Thema, Relevanz, Aufbau der Lernsituation, Inhaltliche Einführung
  • Kurz-Beschreibung der (fiktiven) Lerngruppe: Wer? Wie viele? Welche Voraussetzungen? Welche Bedingungen? …
  • Aufschlüsselung des didaktischen Konzepts der Lernsituation: Ziele, Inhalte, Methoden, Medien, …
  • Reflexion der Erprobungssituation und Skizzierung der Feedback-Einarbeitung
  • Schlussbetrachtung
  • Quellenangaben (Literaturverzeichnis)

Fertigstellung des didaktischen Kommentars: 30.09.2021

Zentrales Ergebnis: Didaktischer Kommentar als Einzelleistung in Form eines Text-Dokuments (ggf. nebst Anhängen)

Umfang des didaktischen Kommentars: Minimum 8 Seiten.

Vorlage DOCX Vorlage DOTX Vorlage PDF

Überblick über die Lehrveranstaltung

Kategorie Inhalt
Modulart Pflicht
Modulkennziffer & -titel V19-BP1: Berufspädagogik I: Unterrichtsplanung und Gestaltung von Lernsituationen
Modulverantwortung Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Gessler
Modulnutzung M.A. Berufspädagogik Pflegewissenschaft
B.A. Berufliche Bildung – Pflegewissenschaft
B.A. Pflegewissenschaft – Dual
Semester Sommersemester
Dauer 1 Semester
Häufigkeit Sommersemester
Notwendige Voraussetzungen keine
Empfohlene Voraussetzungen keine
ECTS & Workload 6 CP, 180 Stunden
Prüfungsleistung / Studienleistung Prüfungsleistung
Modulprüfung Portfolio
Ort und Zeit der Lehrveranstaltung Donnerstags, 10 – 14 Uhr (online via Zoom)
Einwahldaten in Zoom öffnen

Informationen zur Prüfungsleistung („Portfolio“)

Im Modul V19-BP1 Berufspädagogik I: Unterrichtsplanung und Gestaltung von Lernsituationen legen Sie eine Modulprüfung mit der Prüfungsform „Portfolio“ ab. Das Portfolio, welches Sie abgeben, besteht aus folgenden Bestandteilen:

  1. Eine exemplarisch ausgearbeitete Unterrichtseinheit nebst erstellter Lernumgebung, die sich im Aufgaben-Manager neben denen anderer Studierendengruppen einreiht (als Gruppenleistung)
  2. Ein didaktischer Kommentar zur Lernsituation in Form eines ausgearbeiteten Text-Dokuments (als Einzelleistung)
  3. Eine im Plenum durchgeführte Lern-Sequenz als Auszug aus der Lernsituation. Alle Studierenden einer Gruppe müssen einen aktiven Anteil übernehmen (als Einzelleistung, unbenotet).

Eine aktive Teilnahme am Seminar wird überdies vorausgesetzt.


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Ziele der Lehrveranstaltung

Die Studierenden …

  • kennen einschlägige Leitfiguren, Leitstudien und Konstrukte der Berufspädagogik, verstehen bildungs-/erziehungstheoretische und berufspädagogische Ziele sowie die daraus abgeleiteten Standards und reflektieren diese kritisch;
  • kennen Lerntheorien sowie Theorien der Lernmotivation, verstehen deren Bedeutung für die Gestaltung von Unterricht und reflektieren die Zusammenhänge kritisch;
  • kennen didaktische Modelle und Lehr-Lernkonzepte beruflicher Bildung, verstehen deren Anregungsgehalt für die Gestaltung von Unterricht und reflektieren diesen kritisch;
  • kennen unterschiedliche Unterrichtsmethoden und wissen, wie man sie anforderungs- und situationsgerecht einsetzt;
  • kennen ausgewählte Ergebnisse der empirischen Bildungsforschung und können deren Anregungsgehalt für die Unterrichtsplanung und -gestaltung kritisch reflektieren.

Inhalte der Lehrveranstaltung

Die Studierenden setzen sich auseinander mit …

  • Leitfiguren und Leitstudien der Berufspädagogik (u.a. Kerschensteiner, Spranger, Greinert)
  • Konstrukten berufspädagogischer Theoriebildung (u.a. Erziehung, Bildung, Kompetenz, Beruf, Arbeit)
  • Lerntheorien und Lernmotivation (u.a. Bandura, Engeström, Deci & Ryan)
  • Didaktischen Modellen und Lehr-Lernkonzepten beruflicher Bildung (u.a. Hamburger Modell, Didaktisches Kategorialmodell, Handlungsorientierung, Lernfeldkonzept)
  • Methodischer Gestaltung von Lehr-Lernprozessen (u.a. kooperatives Lernen, POL, SOL)
  • Ausgewählten Ergebnissen der empirischen Bildungsforschung (u.a. Helmke, Schroeder et al.)

Literaturempfehlungen für das Selbststudium

Arnold, R., Gonon, P., & Müller, H.J. (2016). Einführung in die Berufspädagogik. 2. Auflage. Opladen: Barbara Budrich.

Baumgartner, P. (2011). Taxonomie von Unterrichtsmethoden: Ein Plädoyer für didaktische Vielfalt. 2. Auflage. Münster: Waxmann.

Edelmann, W., & Wittmann, S. (2012). Lernpsychologie. Weinheim: Beltz.

Engeström, Y. (2016). Studies in Expansive Learning. Cambridge: Cambridge University Pres.

Gessler, M. (2017). Areas of Learning: The Shift Towards Work and Competence Orientation Within the School-based Vocational Education in the German Dual Apprenticeship System. In: M. Mulder (Hrsg.), Competence-Based Vocational and Professional Education (S. 695–717). Cham: Springer International Publishing.

Gonon, P. (2002). Georg Kerschensteiner – Begriff der Arbeitsschule. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft

Greinert, W.- D. (1999). Berufsqualifizierung und dritte industrielle Revolution. Eine historisch-vergleichende Studie zur Entwicklung der klassischen Ausbildungssysteme. Baden-Baden: Nomos.

Helmke, A. (2017). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität: Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. Stuttgart: Klett.

Nickolaus, R. (2019). Didaktik – Modelle und Konzepte beruflicher Bildung. 5. überarb. Auflage. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.

Ryan, R. M., & Deci, E. L. (2000). Intrinsic and extrinsic motivations: Classic definitions and new directions. Contemporary Educational Psychology, 25(1), 54–67.

Schroeder, N., Nesbit, J., Anguiano, C., Adesope, O. (2018). Studying and Constructing Concept Maps: a Meta-Analysis. Educ Psychol Rev, 30(2), 431–455.

Spranger, E. (1923). Grundlegende Bildung, Berufsbildung und Allgemeinbildung. In: Knoll, J. H. (Hrsg.) (1965), Grundlagen und Grundfragen der Erziehung (S. 8-23), Heft 9/10. Heidelberg: Quelle & Meyer.