Didaktische Prinzipien

In didaktischen Prinzipien lassen sich pädagogische Grundpositionen fassen, die zu einem stringenten didaktischen Konzept entfaltet werden können. Dies setzt voraus, dass die Auswahl und Begründung der leitenden didaktischen Prinzipien intersubjektiv prüfbaren wissenschafts- und erkenntnistheoretischen Kriterien folgt. Zumindest ist aber ein weitgehender allgemeiner Konsens erforderlich, damit die Funktion der didaktischen Prinzipien sichergestellt wird. Häufig jedoch werden didaktische Prinzipien einseitig orientiert und ohne großen Zusammenhang in die Diskussion gebracht.

Monistisch begründete didaktische Prinzipien, die als theoretische Antwort auf offensichtliche Probleme in der Praxis entwickelt werden, führen bei ihrer Anwendung i. d. R. relativ schnell zu neuen Problemen. Diese können dann entweder als Folge unzureichender Anwendung des Prinzips erklärt oder mit der Entwicklung eines neuen didaktischen Prinzips beantwortet werden. Dieser Vorgang kann sich ständig wiederholen, wie die Vielzahl postulierter Prinzipien in der Vergangenheit unschwer nachweist. Die didaktischen Prinzipien verlieren auf diese Weise ihre leitende Funktion. DUNKER bezeichnet die wechselnden „Moden“ didaktischer Prinzipien und Orientierungen als eine zwangsläufige Entwicklung, als Folge der Versuche einer eindimensionalen Klärung didaktischer Probleme in der Praxis. Erst „die Suche nach einem gegenteiligen Prinzip kann die Grenze eines Konzepts und damit auch . . . den Sinn einer Orientierung wieder sichtbar machen“ (DUNKER 1988, 350).

Das dialektische Gegenüber, der Widerspruch, der darin begründet ist, dass zwei antinomisch gegenüberstehenden Prinzipien gleichrangige, wenn auch spezifische, eingeschränkte Gültigkeit zugesprochen werden muss, kann nicht durch ein gemeinsames drittes (ein neues Prinzip universaler Gültigkeit) aufgelöst werden. Das Anerkennen des jeweils Spezifischen führt dazu, dass beide Prinzipien „aufgehoben“, d. h. zugleich als unterschiedliche erhalten und überwunden sind (vgl. KLAFKI 1963, 162). Es gilt nicht Unterschiede zu harmonisieren und Spannungen zu überwinden, sondern die Widersprüche und Gegensätze kreativ zu nutzen und nach immer neuen, in den jeweiligen Situationen passenden Lösungen zu suchen.